Eine Auswahl besonderer Stücke der Sammmlung.
Hinzu kommen Neuerwerbungen, die hier vorgestellt werden.
Das Ginkgoblatt aus Ahornholz des Münchner Bildhauers Hermann Bigelmayr ist eines meiner Lieblingsstücke. Mit dem Künstler bin ich schon rund 25 Jahre befreundet, ich habe seine Arbeiten von Anfang an bewundert. Sie gehören auf die Documenta, aber er ist leider nicht so bekannt, wie er das verdient hätte. Dass ich eine eigene Arbeit von ihm wollte, gefiel ihm nicht sonderlich, weil die Schildkröte nicht sein Thema ist. Zwar wäre es für ihn ein leichtes gewesen, etwas zu schnitzen, um mich zufrieden zu stellen, aber das entspricht in keiner Weise seinen Ansprüchen. Also passierte erstmal lange nichts. Später hatte er in seinem Atelier mehrere gepresste, schon leicht zersetzte Ginkgoblätter angepinnt, als Inspiration für einen Wettbewerb im öffentlichen Raum. Daraus ging dann die Idee für dieses sehr dünne, fein ausgearbeitete Werk hervor, in dem die Schildkröten in Form von drei kleinen Löchern im Blatt auftauchen.
Diese Xerographie, in limitierter Auflage entstandenen, von Hand übermalt und handsignierte stammt von dem Koreaner Nam June Paik (1932-2006), der als ein Begründer der Video- und Medienkunst gilt. Die Arbeit entstand anlässlich einer großen Retrospektive, die 1999/2000 in der Kunsthalle Bremen gezeigt wurde.
Das ist eine Arbeit des Künstlers Bernhard Stöger, der im Münchner Westend lebt und arbeitet. Er ist gelernter Kirchenmaler und hat an der Kunstakademie München Malerei studiert. Von ihm habe ich mal eine schöne Arbeit gesehen, eine nackte Frau auf der Schildkröte. Später bin ich dann bei einer weiteren Ausstellung mit ihm ins Gespräch gekommen und hab ihm einen Auftrag gegeben. Er hatte dabei natürlich freie Hand. Es entstand schließlich dieses Werk aus handbemalter Porzellanerde.
Die österreichische Künstlerin Rosemarie Sternagl habe ich auf der Handwerksmesse kennen gelernt; dort hatte sie unter anderem einen Odysseus, der unter einem Schaf hing ausgestellt. Die Arbeit ist 2002 entstanden - der Vorschlag mit der nackten Frau, die sich auf der Schildkröte räkelt, kam übrigens von ihr.
Der alte afrikanische Nagelfetisch vom Stamm der Bakongo aus dem Kongo ist eines der Prachtstücke meiner Sammlung. Ich hab ihn Ende der achtziger Jahre von einem auf Ethnographica spezialisierten Händler erworben, der wiederum die Sammlung von Erben eines belgischen Diplomaten aufgekauft hatte. Ein Nagelfetisch soll vor bösem Zauber, Krankheit und anderem Unheil schützen - dass er auf einer Schildkröte steht ist äußerst ungewöhnlich.
Dieses Ritualobjekt kommt von den Osterinseln und wird dort als 'Moai Kavakava' bezeichnet, das polynesische Wort heißt übersetzt 'Rippen'. Diese Figuren habe eine sehr lange Tradition, über ihren Zweck ist aber wenig bekannt. Heute deutet man sie als Ahnenbildnisse, die als Schutzgeister dienen. Sie sind aus Holz gefertigt, das Material ist auf den Osterinseln aber eine Rarität. Meist tragen die Figuren Symbole auf dem Kopf, zum Beispiel Vögel oder Fische. Hier ist es - und das ist außergewöhnlich - eine Schildkröte.
Auf der Suche nach neuen Objekten bin ich regelmäßig auf der Internationalen Handwerksmesse. Daher kenne ich einen Händler aus Nepal, vom dem ich unter anderem diesen stattlichen, feuervergoldeten Buddha aus Bronze habe. So etwas sah ich vorher und nachher nie wieder, auch Om Shresta kennt kein weiteres vergleichbares Stück.
Das Tablett, eine Lackarbeit mit Goldmalerei, stammt aus Japan und wurde um 1870 angefertigt. Die Schildkröte hat in Japan große symbolische Bedeutung, unter anderem, weil man ihr tausendjähriges Leben zuschreibt. Solche Schildkröten heißen Minogame und sind durch einen Schweif gekennzeichnet, abgeleitet von den anhaftenden Algen, die alte Tempelschildkröten hinter sich herziehen. Die Minogame kommt in etlichen Objekten der Sammlung vor.
Origami-Papierarbeit, entwickelt von Satoshi Kamiya aus Japan
Die anmutige Porzellanfigur von 1947 ist ein Werk der Bildhauerin und Malerin Dorothea von Philipsborn (1894-1971). Die Künstlerin stammte aus Schlesien, musste fliehen und gehörte in der Lausitz zu den wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Kunst bezeichnete sie als 'Figürlichen Realismus'. Viele ihrer Skulpturen prägen den öffentlichen Raum.
Diese Totenbahre, wie sie heute in Europa manchmal als Designer-Liege verwendet wird, kommt von der Elfenbeinküste, vom Volk der Senufo. Dort wird sie von der ganzen Dorfgemeinschaft benutzt, um Tote, in Tücher eingewickelt, zum Begräbnisplatz zu tragen. Die Kopfstütze ist hier in Gestalt einer Schildkröte dargestellt; das Kafudalbett ist aus einem Stamm aus Tropenholz gefertigt.
Die Versteinerung kommt aus der Ölschiefergrube Messel bei Darmstadt, ist ungefähr 40 Millionen Jahre alt und ist neben weiteren Versteinerungen wahrscheinlich das älteste Stück der Sammlung. In der Grube finden immer noch Ausgrabungen statt, heute ist sie Weltkulturerbe – aber beinahe wäre sie mit Müll verfüllt worden.
In China hat man vor mehr als 2000 Jahren den Brauch der Orakel gepflegt und dazu überweigend den Bodenpanzer von Schildkröten benutzt. Das Schildpatt wurde entfernt, zudem wurden Zeichen eingeritzt; man hielt die Knochenplatte übers Feuer, wodurch Sprünge und Risse entstanden - aus denen man dann das Orakel gelesen hast. Dieses Objekt ist aber wohl eine Kopie; ich habe sie in Peking erworben.
Diese beiden Schildkrötenpanzer - der obere ist aus Schlangenhaut, der untere ist aus Seetang – sind von der Münchner Bildhauerin Marlies Poss, die an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte und sich durch internationale Lehraufträge und Ausstellungen ausgezeichnet hat.
Diese Radierung hat der Münchner Künstler Christian Mischke eigens angefertigt. Seine akribische Arbeit zeichnet ihn als Meister seines Faches aus. Zu diesem Ex Libris gehören zwei Skizzen und die Kupferplatte. Von Christian Mischke gibt es noch eine Reihe weiterer Werke in der Sammlung, das früheste ist von 1968.
Von diesem Lithografie-Stein, um 1860 aus Solnhofer Schiefer angefertigt, hat Franz Hoke vom Münchner Künstlerhaus einen Originalabzug gezaubert.
Diese getöpferten Schildkröten kommen von dem Münchner Keramiker Gerald Kaske, von dem ich über die Jahre hinweg mehrere Arbeiten erworben habe. Sein künstlerisches Thema ist das Tier.
Diese Keramik von 1999 ist eine Auftragsarbeit und stammt Werner Paul Renzel, der damals im Chiemgau gelebt und später nach Frankreich gezogen ist.
Dieses Pflanzgefäß ist ein Unikat und kommt von der Bildhauerin Majlis Dobel.